Warum klassische Lösungsansätze im BEM an ihre Grenzen stoßen
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist ein zentrales Instrument zur nachhaltigen Wiedereingliederung erkrankter Mitarbeitender und zur Reduktion von Fehlzeiten. Doch wenn psychische Belastungen, chronische Erkrankungen, innerbetriebliche Konflikte oder strukturelle Unsicherheiten aufeinandertreffen, stoßen etablierte BEM-Prozesse und -Abläufe oft an ihre Grenzen.
In solchen Fällen stehen BEM-Beauftragte, HR-Verantwortliche und BGM-Fachkräfte unter hohem Handlungsdruck. Die Kollegiale Fallberatung (KFB) bietet eine strukturierte und praxisnahe Methode, um belastende Situationen, Krisensituationen und herausfordernde BEM-Fälle systematisch zu analysieren, neue Perspektiven zu entwickeln und konkrete Lösungen im Team zu erarbeiten.
Kollegiale Fallberatung: Mehr als ein Gespräch unter KollegInnen
Im Unterschied zu einem klassischen Austausch unter KollegInnen basiert die Kollegiale Fallberatung auf einem klaren methodischen Aufbau. Sie folgt einem festen Ablauf mit definierten Rollen – etwa FallgeberIn, ModeratorIn, ZeitwächterIn oder RessourcenhüterIn. Ziel ist es, gemeinsam Hypothesen zu entwickeln, strukturiert zu reflektieren und tragfähige nächste Schritte zu identifizieren – ohne Zeitdruck, ohne vorschnelle Lösungen.
Die Kollegiale Fallberatung schafft einen Raum, in dem Komplexität geordnet, Fallverantwortliche entlastet und Handlungssicherheit gestärkt wird – gerade dort, wo klassische BEM-Instrumente wie beispielsweise Leitfäden nicht mehr weiterhelfen.

Krisen und Konflikte im Betrieblichen Eingliederungsmanagement professionell meistern
Viele BEM-Verfahren scheitern nicht an mangelndem Willen, sondern an fehlender Klarheit: Wer ist zuständig? Welche Bedürfnisse stehen im Vordergrund? Wie lässt sich bei Konflikten oder Krisen eine wirksame Krisenintervention in den Prozess integrieren?
Die Kollegiale Fallberatung wirkt hier auf mehreren Ebenen:
- sie strukturiert unsichere oder eskalierte Fallverläufe
- sie schafft emotionale Entlastung für Fallverantwortliche
- sie trennt Sachfragen von Beziehungsmustern
- sie eröffnet kreative Handlungsspielräume jenseits der Standardlösungen
- sie ermöglicht Konfliktklärung im geschützten Rahmen
Gerade bei BEM-Gesprächen mit nicht zugänglichen Mitarbeitenden, überforderten Führungskräften oder ungelösten Teamdynamiken bietet die Methode eine strukturierte, teamgestützte Lösungsmöglichkeit – auch ohne externe Supervision.

BEM-Gespräche: Die Königsdisziplin in der Beratungspraxis
BEM-Gespräche gelten nicht ohne Grund als eine der komplexesten Beratungssituationen im Personalbereich. Sie vereinen juristische, gesundheitliche und psychologische Aspekte – bei gleichzeitig hoher emotionaler Dichte. Entscheidungen haben arbeitsrechtliche Relevanz, müssen aber auch menschlich tragfähig und ressourcenschonend sein.
Die Kollegiale Fallberatung unterstützt BEM-Fachkräfte, HR und BGM dabei, diese Gespräche vorzubereiten, zu reflektieren und professionell weiterzuentwickeln. Sie ist zugleich eine strukturierte Fallarbeit und eine regelmäßige Personalentwicklungsmaßnahme, die Know-how langfristig sichert.
Beispiel aus der Praxis: Wenn psychische Erkrankungen zu komplexen BEM-Verläufen führen
Ein Unternehmen startete ein BEM-Verfahren mit einem Mitarbeitenden aus der Logistik, der nach zwei längeren Ausfallzeiten aufgrund „unspezifischer Erschöpfung“ zurückgekehrt war. Bereits im ersten BEM-Gespräch zeigten sich Herausforderungen: Der Mitarbeitende wirkte emotional instabil, wich konkreten Fragen zu Belastungen aus und reagierte defensiv auf Vorschläge zur stufenweisen Wiedereingliederung.
Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass eine unbehandelte depressive Episode mit Angststörung vorlag – verbunden mit erheblicher Scham, Angst vor Stigmatisierung und fehlender therapeutischer Anbindung. Die BEM-Fachkraft war sich unsicher, wie weit sie in die gesundheitlichen Aspekte hineinfragen durfte und wie viel Struktur der Mitarbeitende in dieser Phase überhaupt aushalten konnte. Zudem gab es Konflikte mit der direkten Führungskraft, die sich überfordert zeigte und selbst gesundheitlich angeschlagen war.
In einer Kollegialen Fallberatung mit drei weiteren KollegInnen wurde der Fall systematisch analysiert. Durch gezielte Rückfragen, Hypothesenbildung und Perspektivwechsel entstand ein neues Verständnis für das „Vermeidungsverhalten“ des Mitarbeitenden. Eine Kollegin brachte die Idee ein, das BEM vorübergehend zu entlasten und stattdessen auf den Aufbau eines psychosozial stabilisierenden Rahmens zu setzen – etwa durch den Kontakt zu einer externen psychosozialen Beratungsstelle und die Entlastung der Führungskraft durch temporäre Delegation.
Der konkrete Nutzen: Der Mitarbeitende nahm die Unterstützung an, erhielt rasch therapeutische Anbindung und der BEM-Prozess wurde später erfolgreich fortgeführt. Nach sechs Monaten gelang eine stabile Wiedereingliederung – mit reduzierter Stundenzahl und angepasstem Aufgabenzuschnitt.

Vorteile der Kollegialen Fallberatung im BEM
- Strukturiert belastende Situationen und komplexe Fallverläufe im BEM
- Schafft klare Orientierung und Handlungssicherheit
- Stärkt Selbstwirksamkeit und Fachkompetenz von BEM-Beratern
- Dient als interne Fortbildung – ressourcenschonend und praxisnah
- Fördert Konfliktklärung und Krisenintervention im Team
- Unabhängig von Externen wie Coaches oder SupervisorInnen durchführbar
- Realisierbar auch für kleine Unternehmen durch beispielsweise unternehmensübergreifende BEM-Arbeitsgruppen mit Kooperationsbetrieben
- Übertragbar auf andere HR-Bereiche wie:
- Umgang mit schwierigen Mitarbeitenden
- Führungskonflikte
- Organisatorische Veränderungsprozesse
Fazit: Kollegiale Fallberatung als strategisches Element im Betrieblichen Eingliederungsmanagement
Kollegiale Fallberatung ist weit mehr als eine Methode – sie ist ein nachhaltiges Instrument zur Qualitätssicherung, Konfliktbewältigung und Entscheidungsfindung im BEM. Sie professionalisiert die Fallarbeit, schafft Vertrauen im Team und senkt das Risiko emotionaler Überforderung.
Gerade bei kritischen, komplexen oder blockierten BEM-Fällen ermöglicht sie eine strukturierte, kollektive Lösungssuche – und wirkt so nicht nur kurzfristig im Fall, sondern auch langfristig im System.
Weiterführende Qualifizierung
Unternehmen, die Kollegiale Fallberatung strukturiert im BEM implementieren möchten, profitieren von einer fundierten Weiterbildung ihrer internen Akteure. Die 2benefit GmbH bietet dazu ein spezialisiertes Seminarformat an, das auf die Besonderheiten herausfordernder Fallkonstellationen im Betrieblichen Eingliederungsmanagement zugeschnitten ist.
Gerade vor dem Hintergrund zunehmender psychischer Belastungen und wachsender Herausforderungen in der Fachkräftesicherung wird die Fähigkeit, komplexe Wiedereingliederungsprozesse wirksam zu begleiten, zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Kollegiale Fallberatung stärkt dabei nicht nur die Handlungssicherheit im Team, sondern leistet auch einen Beitrag zur nachhaltigen Reduktion von Fehlzeiten.
Kollegiale Fallberatung als Bestandteil moderner BEM-Seminare
Die Kollegiale Fallberatung eignet sich hervorragend zur Integration in BEM-Seminare, BEM-Schulungen oder als methodischer Schwerpunkt in der Fortbildung Betriebliches Eingliederungsmanagement.
Unsere Seminare zum BEM-Prozess und Ablauf vermitteln praxisorientiertes Wissen und zeigen auf, wie Fallverantwortliche in komplexen Situationen lösungsorientiert handeln können. Die Kollegiale Fallberatung ist dabei ein zentrales Werkzeug – nicht nur zur Reflexion, sondern auch zur Sicherung von Qualität und Wirksamkeit im Betrieblichen Eingliederungsmanagement.
Unsere BEM Fortbildungen richten sich an:
- BEM-Beauftragte / BEM-Berater, HR-Manager, Personalverantwortliche,
- Fachkräfte für BGM und Personalleiter
- Verantwortliche für den BEM-Ablauf und dessen Optimierung, bspw. BEM-Koordinatoren
Weitere Informationen zu unseren Seminaren, Fortbildungen und zur Kollegialen Fallberatung im Betrieblichen Eingliederungsmanagement erhalten Sie hier:
https://2benefit.de/bem-berater/