Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM): Kompetenzen und Erfolgsfaktoren für gelungene BEM-Gespräche

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Ein professionell geführtes BEM-Gespräch ist der entscheidende Erfolgsfaktor für eine nachhaltige berufliche Wiedereingliederung erkrankter Mitarbeiter. BEM-Beauftragten sowie Fachkräften im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) bietet ein gut strukturierter BEM-Prozess Lösungen zur Reduktion krankheitsbedingter Ausfälle und zur Sicherung von Fachkräften. Doch was zeichnet ein erfolgreiches BEM-Gespräch aus und welche häufigen Fehler können den Erfolg gefährden?

BEM-Gespräche als zentraler Baustein des BEM-Prozesses

Im gesamten BEM-Prozess und Ablauf nehmen die Gespräche eine Schlüsselrolle ein. Die Zusammenarbeit zwischen dem BEM-Berater und dem betroffenen Mitarbeiter basiert auf Vertrauen und Offenheit. Ein professionelles Gespräch trägt dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden, gemeinsam Lösungen zu entwickeln und den Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag zu erleichtern. Dies ist besonders für BEM-Fallmanager und Personalmanager wichtig, die den langfristigen Erfolg des Eingliederungsverfahrens sicherstellen möchten.

Warum scheitern BEM-Gespräche?

Einige der häufigsten Ursachen für das Scheitern von BEM-Gesprächen sind:

  • Fehlende Struktur und Vorbereitung: Ohne klaren Gesprächsablauf und Zieldefinition verlaufen Gespräche oft ins Leere.
  • Mangelnde Vertraulichkeit: Mitarbeitende befürchten, dass sensible Gesundheitsdaten intern nicht ausreichend geschützt werden.
  • Unzureichende Kommunikation: BEM-Beauftragte und Arbeitgeber informieren die Betroffenen nicht ausreichend über die Ziele des Verfahrens.
  • Geringe Empathie: Ein fehlendes Verständnis für die Situation des Mitarbeiters führt zu Vertrauensverlust.
  • Unflexibilität: Arbeitgeber sind oft nicht bereit, Arbeitsbedingungen oder -abläufe an die Bedürfnisse des Mitarbeiters anzupassen.

Das Ergebnis ist ein abgebrochener BEM-Prozess, der sowohl für den Mitarbeiter als auch für das Unternehmen negative Folgen hat.

BEM-Gespräch richtig führen: Erfolgsfaktoren und Gesprächstechniken

Eine erfolgreiche Gesprächsführung erfordert methodisches Vorgehen und umfassende Kompetenzen. Besonders BEM-Berater, BEM-Fallmanager und BEM-Beauftragte, die regelmäßig mit solchen Gesprächen konfrontiert sind, profitieren von fundierten Gesprächstechniken wie:

  • Aktives Zuhören: Der Berater signalisiert Aufmerksamkeit und reflektiert die Aussagen des Mitarbeiters durch gezielte Rückfragen.
  • Offene Fragen: Sie fördern den Dialog und ermöglichen es dem Mitarbeiter, seine Gedanken und Wünsche frei zu äußern.
  • Paraphrasieren und Zusammenfassen: Der Berater wiederholt die Aussagen des Mitarbeiters in eigenen Worten, um Klarheit und Verständnis zu schaffen.
  • Lösungsorientierung: Gemeinsam werden erreichbare Maßnahmen entwickelt und auf Umsetzbarkeit geprüft.

Besondere Herausforderungen bei BEM-Gesprächen mit psychisch Erkrankten

Bei psychisch erkrankten Mitarbeitenden (z. B. im Rahmen von BEMpsy) sind folgende Aspekte besonders wichtig:

  • Sensibilität und Empathie: Eine verständnisvolle Atmosphäre hilft, Scham und Ängste abzubauen.
  • Vertraulichkeit: Mitarbeitende müssen darauf vertrauen können, dass ihre Daten geschützt sind.
  • Einfache und klare Kommunikation: Vermeiden Sie komplexe Fachbegriffe, um Überforderung zu verhindern.

Gerade Fachkräfte für BGM und BEM-Berater, die mit BEMpsy-Fällen betraut sind, sollten diese Herausforderungen im Blick behalten und gegebenenfalls externe Fachkräfte einbinden.

Rollenklärung und Abgrenzung: Der BEM-Berater ist kein Therapeut

Ein häufiger Fehler besteht darin, dass der BEM-Berater die Rolle eines Therapeuten einnimmt – bewusst oder unbewusst. Das Betriebliche Eingliederungsmanagement verfolgt jedoch das Ziel, die Arbeitsfähigkeit des Mitarbeiters im betrieblichen Kontext wiederherzustellen. Dies setzt eine klare Rollenabgrenzung voraus.

Für HR-Manager und BEM-Fallmanager in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) können Rollenkonflikte besonders problematisch sein. Häufig ist dieselbe Person sowohl für Personalmaßnahmen wie Kündigungen als auch für das BEM zuständig. In solchen Fällen schafft die Beauftragung eines externen BEM-Beraters Vertrauen und sorgt für eine klare Trennung der Verantwortlichkeiten.

Externe BEM-Berater: Unabhängigkeit und Vertrauen

Ein externer BEM-Berater bringt mehrere Vorteile mit: Er ist nicht in die betrieblichen Strukturen eingebunden und kann daher eine objektive, vertrauensvolle Position einnehmen. Dies verkürzt die Phase des Vertrauensaufbaus erheblich. Zudem verfügen externe Berater oft über umfangreiche Netzwerke im regionalen Gesundheits- und Sozialwesen und können auf externe Ressourcen wie Beratungsstellen oder Therapieangebote verweisen.

Projektmanagement im BEM-Prozess

Der BEM-Prozess ähnelt einem Projekt: Er erfordert eine klare Zielsetzung, strukturierte Schritte und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure. Der BEM-Berater agiert als Projektleiter und einzelfallorientierter Fallmanager zugleich. Für BEM-Beauftragte und BEM-Beauftragte ist es daher wichtig, den Überblick über alle Beteiligten zu behalten, regelmäßig den Fortschritt zu überprüfen und prioritär wirksame individuelle BEM-Maßnahmen einzusetzen.

Empowerment und Ressourcenorientierung im BEM

Ein ressourcenorientiertes Vorgehen stellt den erkrankten Mitarbeiter in den Mittelpunkt. Dieser kennt seine Situation und sein Arbeitsumfeld am besten. Die aktive Einbindung des Mitarbeiters in die Lösungsfindung erhöht die Erfolgschancen des BEM und sorgt für nachhaltige Ergebnisse. Gemeinsam getragene Maßnahmen sind erfolgreicher und stärken das Vertrauen in den gesamten Prozess.

BEM-Gespräche sind keine Krankenrückkehrgespräche

Ein weit verbreitetes Missverständnis besteht darin, BEM-Gespräche mit Krankenrückkehrgesprächen gleichzusetzen. Dies kann erhebliche arbeitsrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Während Krankenrückkehrgespräche oft disziplinarische Ziele verfolgen, dient das BEM ausschließlich der Wiedereingliederung und der Sicherung der Arbeitsfähigkeit. Wenn (BEM)-Gespräche in gleicher Weise behandelt und durchgeführt werden, in Teilen oder zwischen diesen beiden Gesprächsformen im Verlauf eines BEM-Verfahrens in Krankenrückkehrgespräche wechseln, entspricht dies nicht einer ordnungsgemäßen Durchführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM). Ein BEM-Gespräch als Krankenrückkehrgespräch zu führen, steht im Konflikt mit den Bestimmungen des § 167 Abs. 2 SGB IX sowie den minimalen Standards für ein angemessen durchgeführtes Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), wie sie vom Bundesarbeitsgericht in seinem Urteil vom 10. Dezember 2009 (siehe 2 AZR 400/08) festgelegt wurden.

Fazit: Erfolgreiche BEM-Gespräche sichern nachhaltigen Unternehmenserfolg

Für HR-Manager, Personalleiter und andere Personalverantwortliche sind gut geführte BEM-Gespräche eine Investition in die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens. Sie tragen zur Reduktion von Fehlzeiten, zur Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und zur Prävention gegen Fachkräftemangel bei. Ein erfolgreicher BEM-Berater bringt nicht nur fachliche Kompetenz in Gesprächsführung und Projektmanagement mit, sondern sorgt auch durch klare Kommunikation und Empathie für Vertrauen und langfristigen Erfolg.

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Portrait: Manfred Baumert

Autor
Manfred Baumert
Personaldiagnostik
Trainer & Recruiter

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Portrait: Manfred Baumert

Manfred Baumert
Personaldiagnostik
Trainer, Recruiter, BEM-Berater & Case Manager

Die Köpfe entscheiden den Wettbewerb!

In Zeiten steigender Belastungen am Arbeitsplatz ist ein effektives Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) entscheidend. Seine langjährigen Erfahrungen in der eignungsdiagnostischen Personalauswahl, als Trainer und Berater für Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) unterstützt Unternehmen dabei, Mitarbeitende nach Erkrankungen erfolgreich zu reintegrieren und somit wertvolle Kompetenzen im Unternehmen zu halten.

Sein Ansatz orientiert sich an wissenschaftlich fundierten Methoden mit praxisorientierten Lösungen, auch mit dem Fokus auf den Nutzen für die Unternehmen. Eine Expertise, die nicht nur die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden fördert, sondern gleichzeitig die Effizienz Ihres Unternehmens als berechtigtes Anliegen berücksichtigt.

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