1. Was ist der Unterschied zwischen Wissen und Handlungskompetenz im BEM?
Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist in vielen Unternehmen etabliert: Prozesse sind dokumentiert, Leitfäden vorhanden, rechtliche Vorgaben bekannt.
Doch Wissen allein garantiert keinen Erfolg. Entscheidend ist die Fähigkeit, dieses Wissen wirksam umzusetzen. Zwischen BEM kennen und BEM können liegt der Unterschied zwischen Pflicht und Wirksamkeit.
2. Warum reicht Wissen im BEM-Prozess allein nicht aus?
Wissen schafft Orientierung, ersetzt aber keine Handlung.
Nach § 167 Abs. 2 SGB IX ist der Arbeitgeber verpflichtet, ein BEM anzubieten, doch rechtliche Erfüllung ist nicht gleich Wirksamkeit.
Viele BEM-Verantwortliche verfügen über solides Fachwissen: Sie kennen Fristen, Datenschutzregeln, Verfahrensstufen. Trotzdem scheitern Verfahren häufig – nicht am Wissen, sondern an der Anwendung.
Beispiele aus der Praxis zeigen:
- Gespräche werden zu formal geführt, sodass Vertrauen fehlt.
- Maßnahmen werden standardisiert statt individualisiert.
- Nachsorge fehlt, weil Strukturen unklar sind.
Das Ergebnis: Rückkehrquoten bleiben gering, und wertvolle Potenziale im Fehlzeitenmanagement bleiben ungenutzt.
Oberflächliche Verfahren mit formalen Gesprächen, Standard-Maßnahmen und fehlende Nachgängigkeit. Nur wer Wissen mit Haltung und Kommunikation verbindet, erreicht nachhaltige Wiedereingliederung.
Handlungskompetenz bedeutet, Wissen, Haltung und Kommunikation so zu verbinden, dass das Verfahren für alle Beteiligten spürbar wirksam wird.
3. Was bedeutet Handlungskompetenz im Betrieblichen Eingliederungsmanagement?
Handlungskompetenz im BEM beschreibt die Fähigkeit, Fachwissen, Empathie und Selbstreflexion zu verbinden.
Sie zeigt sich, wenn rechtliche Vorgaben flexibel, situationsgerecht und menschlich umgesetzt werden – in Gesprächen, Maßnahmen und Entscheidungen.
3.1 Welche fachlichen Kompetenzen bilden die Grundlage?
Fachliche Kompetenz umfasst die sichere Anwendung des § 167 Abs. 2 SGB IX, Datenschutz nach DSGVO und § 26 BDSG, Kenntnis arbeitsrechtlicher Urteile (z. B. BAG 10.12.2009 – 2 AZR 400/08) sowie das Verständnis von Schnittstellen zu Arbeitsschutz, BGM und Schwerbehindertenvertretung.
3.2 Warum ist soziale Kompetenz das Herzstück des BEM?
BEM ist Beziehungsarbeit und Kommunikation in sensiblen Situationen.
Gespräche finden meist in emotional aufgeladenen Situationen statt: Angst, Unsicherheit, Scham oder Konflikte prägen die Atmosphäre. Misstrauen prägen viele Gespräche.
Hier entscheidet sich, ob ein Mitarbeitender Vertrauen fasst oder innerlich auf Abstand geht.
Soziale Kompetenz bedeutet,
- empathisch zuzuhören,
- aktiv zu spiegeln,
- Vertrauen schaffen,
- Spannungen zu erkennen und zu moderieren,
- und dennoch die Struktur des Prozesses zu wahren.
Gesprächsführung nach Carl R. Rogers (Empathie, Akzeptanz, Kongruenz) oder Motivational Interviewing sind bewährte Methoden, um Motivation und Eigenverantwortung zu fördern.
Ein Satz wie „Wir wollen gemeinsam herausfinden, was Ihnen hilft, dauerhaft gesund zu bleiben“ ersetzt formale Distanz durch partnerschaftliche Kooperation – ein entscheidender Wirkfaktor erfolgreicher BEM-Prozesse.
BEM ist Kommunikation in sensiblen Situationen. Angst und Unsicherheit.
3.3 Welche Rolle spielt Selbstreflexion für professionelle BEM-Arbeit?
BEM-Beauftragte handeln im Spannungsfeld zwischen Fürsorge und Arbeitgeberinteresse, sollen gleichzeitig Vertrauen beim Mitarbeitenden aufbauen und die Schweigepflicht wahren.
Selbstreflexive Kompetenz heißt, die eigene Rolle, Ambivalenzen, (eigene) Emotionen und Grenzen zu verstehen. Wer reflektiert, agiert sicher – auch in komplexen oder konfliktbelasteten Fällen.
Wer sich dieser Dynamik bewusst ist, kann sicher handeln – auch bei schwierigen Entscheidungen.
Damit wird Handlungskompetenz zu einem aktiven Schutz vor Überforderung und Fehlsteuerung im Verfahren.

4. Wie wird aus Wissen im BEM-Prozess echte Handlungskompetenz?
Handlungskompetenz entsteht durch Erfahrung, Reflexion und Lerntransfer – nicht durch Theorie. Praxisorientierte BEM-Ausbildungen und Online-Seminare ermöglichen, Wissen in realen Fällen anzuwenden, zu reflektieren und weiterzuentwickeln. So wird Lernen zu Handeln. Und dann: Erfahrung, Praxiserfahrung und vor allem viel Beratungserfahrung: Lernen am Fall – statt Lernen am Lehrbuch.
Typische Stolpersteine im BEM-Ablauf – und wie Handlungskompetenz sie vermeidet
| Problem | Ursache | Handlungskompetente Lösung |
| Standardisierte Gespräche | Fester Leitfaden ohne Flexibilität | Adaptive Gesprächsführung nach Situation |
| Vertrauensdefizit | Formale Sprache, unklare Rollen | Transparenz, empathische Haltung |
| Fehlende Nachsorge | Keine Prozessverantwortung | Nachverfolgung von Maßnahmen, Feedback-Gespräch |
| Datenschutzkonflikte | Unsicherheit bei Einwilligungen | Klare Information, Schulung, Datenschutzkonzept |
| Rollenunklarheit im BEM-Team | Fehlende Abstimmung | Klare Zuständigkeiten, BEM-Team-Modelle |
| Fehlende Dokumentationsqualität | Zeitdruck, Unwissenheit | Checklisten, digitale Tools, strukturierte Nachweise |
Diese Defizite zeigen:
Handlungskompetente BEM-Verantwortliche erkennen Probleme früh, kommunizieren proaktiv und gestalten Prozesse flexibel.
„Das Wissen muss ein Können werden.“ Carl von Clausewitz
4.1 Wie fördert Lernen am Fall den Praxistransfer?
Wirksamkeit entsteht, wenn Theorie an echten Fällen geübt wird: Analyse, Maßnahmenentwicklung, Gesprächssimulation, Feedback. Dieser Kreislauf stärkt den Transfer zwischen Wissen und Handlung – und schafft Sicherheit im BEM-Alltag.
4.2 Warum ist interdisziplinäres Denken entscheidend?
Erfolgreiche BEM-Prozesse erfordern interdisziplinäres Handeln.
Fachkräfte müssen juristische, medizinische, psychologische und organisatorische Perspektiven zusammenführen.
Ein BEM-Beispiel: Rückenschmerz → ergonomische Anpassung (Arbeitsschutz), Therapie (Gesundheitswesen), flexible Arbeitszeit (HR). Nur interdisziplinäres Denken schafft nachhaltige und tragfähige Lösungen, die Beschäftigung sichern.
Das erfordert nicht mehr Wissen – sondern die Fähigkeit, Wissen kontextbezogen anzuwenden und zu vernetzen.
4.3 Was zeigt der Praxisfall über fehlende Umsetzungskompetenz im BEM?
In einem Industrieunternehmen wurden Versetzungswünsche von Mitarbeitenden im BEM pauschal abgelehnt. Der BEM-Beauftragte verwies sie an HR, der Suchprozess kam zum Stillstand. Das Bundesarbeitsgericht verlangt jedoch einen ergebnisoffenen Suchprozess, der alle „vernünftigerweise in Betracht zu ziehenden Anpassungs- oder Änderungsmöglichkeiten“ prüft (BAG, Urteil vom 07.09.2021 – 9 AZR 571/20, BAG Urteil vom 20.11.2014 – 2 AZR 755/13)
Fehler: Wissen war vorhanden, Umsetzungskompetenz fehlte.
Ein handlungskompetentes Vorgehen hätte den Wunsch als Suchimpuls genutzt, Belastungs- und Fähigkeitsprofile verglichen und alternative Einsatzfelder geprüft.
Vorteile solcher Verfahren:
- Objektive Entscheidungsgrundlage
- Zeitersparnis durch klare Eignungsanalyse
- Nachweisbare Rechtssicherheit
Fehlen sie, drohen:
- höheres Prozessrisiko,
- Demotivation,
- Vertrauensverlust im gesamten BEM.
Wissen, was das Gesetz verlangt, ist gut – Wissen, wie man es umsetzt, ist entscheidend.
4.4 Wie hilft kollegiale Fallberatung beim Kompetenzaufbau?
Regelmäßige Fallberatungen und Supervisionen fördern Reflexion und Professionalisierung.
Sie ermöglichen Perspektivwechsel, stärken die Haltung und sichern langfristig die Qualität im BEM-Prozess.
Kollegiale Fallberatung stärkt Handlungskompetenz im BEM, weil sie den Transfer von Wissen in Praxis ermöglicht. Durch strukturierte Fallreflexionen erkennen BEM-Verantwortliche neue Perspektiven, erweitern ihre Lösungsstrategien und entwickeln kommunikative Sicherheit in komplexen Fällen – ohne Bewertungsdruck, aber mit methodischer Klarheit.
Kollegiale Fallberatung ist im BEM-Kontext eine systematische Lernmethode, bei der reale oder anonymisierte Fälle gemeinsam analysiert werden.
Sie beruht auf festen Rollen (Fallgeber, Beraterteam, Moderator) und klaren Phasen:
-
Falldarstellung,
-
Fragen & Hypothesenbildung,
-
Ideenentwicklung,
-
Feedback & Transfer.
Diese Struktur ermöglicht professionelles Lernen durch Erfahrung:
-
Reflexion statt Routine: Muster werden erkannt, blinde Flecken sichtbar.
-
Empathisches Lernen: Teilnehmende üben Perspektivwechsel – entscheidend für schwierige BEM-Gespräche.
-
Wissensintegration: arbeitsrechtliche, psychologische und organisatorische Aspekte werden gemeinsam bedacht.
Im Ergebnis entsteht Handlungskompetenz, die über reines Faktenwissen hinausgeht:
Fachkräfte lernen, wie man das Wissen situativ anwendet – z. B. in Gesprächen mit psychisch belasteten Mitarbeitenden oder in konflikthaften Fallkonstellationen. So werden fachliche Inhalte unmittelbar mit kommunikativen und organisatorischen Anforderungen verknüpft – der entscheidende Schritt vom Kennen zum Können.
Regelmäßig praktiziert, entwickelt sich kollegiale Fallberatung zu einem Qualitätssicherungsinstrument:
Sie stärkt Teamlernen, verhindert Verinselung und macht BEM-Verantwortliche resilienter im Umgang mit Unsicherheit und Verantwortung.

5. Welche wirtschaftlichen und rechtlichen Vorteile bringt Handlungskompetenz im BEM?
5.1 Wie wirkt sich Handlungskompetenz wirtschaftlich aus?
Ein professionell geführtes BEM senkt Fehlzeiten und spart Kosten.
Laut BAuA betrugen 2023 die Produktionsausfallkosten 128 Mrd. €, der Verlust an Bruttowertschöpfung 221 Mrd. € (KBV, 2023, Krankengeld und Arbeitsunfähigkeit: Ausgaben und Kosten).
Ein Krankheitstag kostet im Schnitt 144 € (https://www.abcfinance.de/blog/artikel/krankheitstage/)
Jeder investierte Euro in BEM-Qualifizierung spart 2,50 – 4,80 € (Return on Investment – ROI) durch Verringerungen von Ausfallzeiten (BKK Bundesverband/ENWHP Geschäftsstelle, 2009, S. 8). Handlungskompetenz im Betrieblichen Eingliederungsmanagement wird damit zu einem echten ROI-Treiber im Betrieblichen Gesundheitsmanagement.
5.2 Wie erhöht Handlungskompetenz die Rechtssicherheit?
Das Bundesarbeitsgericht (BAG) betont regelmäßig: Ein BEM ist nur dann wirksam, wenn es ernsthaft und ergebnisoffen geführt wird.
Ein bloß formaler Ablauf erfüllt den Zweck nicht.
Fehlt Handlungskompetenz, drohen Risiken:
- fehlerhafte Dokumentation kann den Kündigungsschutz schwächen,
- mangelhafte Kommunikation kann DSGVO-Verstöße verursachen,
- unklare Rollen führen zu Interessenkonflikten.
Ein handlungsstarker BEM-Prozess dagegen dokumentiert nachvollziehbar, dass alle zumutbaren Maßnahmen geprüft und umgesetzt wurden – ein klarer Vorteil im Streitfall.
Fehlt Handlungskompetenz, drohen fehlerhafte Dokumentation, Datenschutzverstöße, scheitern im Kündigungsschutzprozesses.
Ein handlungskompetentes BEM dokumentiert nachvollziehbar, dass alle zumutbaren Maßnahmen geprüft wurden – ein Plus für Rechtssicherheit.
6. Wie können Unternehmen Handlungskompetenz im BEM gezielt aufbauen?
6.1 Welche Rolle spielen BEM-Ausbildungen und Seminare?
Gezielte BEM-Ausbildungen kombinieren Fachwissen, Psychologie und Prozessgestaltung.
BEM Online-Seminare und Inhouse-Trainings fördern den Praxistransfer in die betriebliche Realität – besonders für HR-Manager, Personalleiter und Führungskräfte, die BEM strategisch steuern.
6.2 Wann ist externes BEM-Consulting und Prozessbegleitung sinnvoll?
Bei komplexen Fällen (psychische Erkrankungen, Konflikte, rechtliche Unsicherheit) unterstützt externes BEM-Consulting durch neutrale Expertise, Prozessstruktur und interdisziplinäre Beratung.
Das stärkt interne Kompetenz und reduziert Haftungsrisiken. Es bietet Unternehmen Unterstützung durch erfahrene BEM-Berater, die sowohl arbeitsrechtliche als auch psychologische Expertise einbringen.
Gerade bei schwierigen oder sensiblen Fällen – etwa bei psychischen Erkrankungen oder langwierigen Konflikten – erhöht externe Begleitung die Verfahrensqualität und reduziert Haftungsrisiken.
Externe Partner bringen neue Perspektiven, strukturieren Abläufe und fördern internes Lernen – ein nachhaltiger Kompetenzgewinn.
6.3 Wie sichern Unternehmen die Qualität ihres BEM-Prozesses langfristig?
BEM ist ein lernendes System.
Handlungskompetenz muss gepflegt werden.
Unternehmen sollten ihre BEM-Prozesse regelmäßig evaluieren – nicht nur quantitativ (Anzahl der Verfahren, Dauer, Rückkehrquote), sondern qualitativ:
Wie erleben Mitarbeitende den Prozess?
Wie sicher fühlen sich die BEM-Verantwortlichen?
Regelmäßige Evaluation, kombiniert mit Nachqualifizierung und Feedback-Formaten, fördert kontinuierliche Verbesserung – der Schlüssel für nachhaltige BEM-Qualität.
7. Warum ist Handlungskompetenz der Zukunftsfaktor für erfolgreiches BEM?
Die Arbeitswelt wird komplexer: psychische Belastungen steigen, Belegschaften altern, Fachkräfte werden knapper.
Ein Betriebliches Eingliederungsmanagement, das rein formal geführt wird, kann diese Herausforderungen nicht bewältigen.
Unternehmen, die Handlungskompetenz systematisch entwickeln, sichern Arbeitsfähigkeit, Arbeitgeberattraktivität und Zukunftsfähigkeit.
Handlungskompetenz als Zukunftsfaktor im BEM
Erfolgreiche Unternehmen erkennen:
BEM ist kein administrativer Prozess – es ist ein strategischer Lernprozess.
Wer Handlungskompetenz systematisch aufbaut,
- senkt Fehlzeiten,
- stärkt Gesundheit und Bindung,
- minimiert rechtliche Risiken,
- und verbessert die Arbeitgeberattraktivität.
BEM kennen heißt verstehen.
BEM können heißt gestalten.
8. Fazit – Der Unterschied zwischen Wissen und Handlungskompetenz: zwischen BEM kennen und BEM können
Erfolgreiche Wiedereingliederung entsteht dort, wo Wissen in Können übergeht.
Rechtliche Kenntnisse und Prozesswissen sind notwendig, aber erst Handlungskompetenz macht sie wirksam.
Unternehmen, die gezielt in Qualifizierung investieren, schaffen Vertrauen, Sicherheit und messbaren Erfolg.
Das Ziel ist nicht, jedes Verfahren „richtig“ zu machen, sondern BEM so zu gestalten, dass es wirkt: menschlich, rechtssicher und ökonomisch.
Zwischen theoretischem Verständnis und praktischer Umsetzung liegt die wahre Qualität des Betrieblichen Eingliederungsmanagements:
Wer BEM nur kennt, erfüllt eine Pflicht.
Wer BEM kann, gestaltet Zukunft – menschlich, rechtssicher und wirtschaftlich.
Über den Autor
Manfred Baumert ist Betriebswirt, MBA und Pädagoge. Er war zehn Jahre ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Kassel und verfügt über langjährige Erfahrung und Führungserfahrung im Gesundheits- und Sozialwesen.
Als zertifizierter Case Manager (DGCC) arbeitet er seit vielen Jahren im Bereich des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM).
Sein Schwerpunkt liegt auf Gesprächsführung und Prozessgestaltung – insbesondere an der Schnittstelle zwischen Arbeitsrecht, Organisation und psychosozialer Praxis.
Ausbildungen in klientenzentrierter Kommunikation nach Carl R. Rogers und in Krisenintervention prägen seine Arbeit mit Personalverantwortlichen und BEM-Beauftragten.
In seinen Beratungen und Seminaren legt er Wert auf rechtssichere, zugleich menschliche und nachhaltige Verfahren, die Handlungskompetenz im BEM fördern.
Ziel seiner bundesweiten Tätigkeit in Unternehmen verschiedenster Branchen ist ein BEM, das Vertrauen schafft, Rückkehr ermöglicht und Fachkräfte langfristig bindet – nicht durch Formalismus, sondern durch Verstehen und Können.
FAQ zum BEM-Prozess: Wie Handlungskompetenz entsteht, warum sie Wirtschaftlichkeit und Rechtssicherheit stärkt
Wissen im BEM bedeutet, die rechtlichen, organisatorischen und datenschutzrechtlichen Grundlagen zu kennen (§ 167 Abs. 2 SGB IX, DSGVO, BAG-Urteile).
Handlungskompetenz geht darüber hinaus: Sie beschreibt die Fähigkeit, dieses Wissen in realen Situationen wirksam einzusetzen – etwa in schwierigen Gesprächen, bei psychischen Erkrankungen oder Konflikten im BEM-Team. Sie verbindet Fachwissen, Empathie und Prozesssicherheit zu professionellem Handeln.
Praxisbezug: In den BEM Online-Tagesseminaren wird dieses Zusammenspiel trainiert – juristisch fundiert, kommunikativ vertieft und anhand realer Fallkonstellationen.
Handlungskompetenz entwickelt sich durch praxisorientiertes Lernen:
- Fallarbeit im Rahmen einer BEM Ausbildung oder eines Online-Seminars,
- kollegiale Fallberatung oder Supervision,
- interdisziplinären Austausch zwischen HR, BGM, Betriebsarzt und Führungskräften.
Entscheidend ist der Praxistransfer: Wissen wird angewendet, reflektiert und weiterentwickelt.
Praxisbezug: Die BEM Online-Tagesseminare kombinieren Fallarbeit, Reflexion und Gesprächsübungen – ideal für HR-Manager und BEM-Verantwortliche, die Umsetzungssicherheit gewinnen wollen.
Viele Verfahren verlaufen formal korrekt, aber ohne individuelle Wirksamkeit.
Typische Gründe:
- standardisierte Maßnahmen ohne Fallbezug,
- unzureichende Gesprächsführung,
- fehlende Nachsorge oder Erfolgskontrolle.
Fehlt Handlungskompetenz, wird das Verfahren zur Formalität – ohne echte Rückkehrförderung oder Vertrauen.
Praxisbezug: Die BEM Online-Tagesseminare zeigen, wie sich solche Strukturen durch individuelle Analyse, Gesprächstraining und Prozessfeedback gezielt verbessern lassen.
Wirksame BEM-Prozesse reduzieren Fehlzeiten und Rückfallquoten deutlich.
Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) beliefen sich die volkswirtschaftlichen Produktionsausfallkosten durch Arbeitsunfähigkeit im Jahr 2023 auf 128 Milliarden €, der Verlust an Bruttowertschöpfung auf 221 Milliarden € (BAuA – Kosten der Arbeitsunfähigkeit).
Unternehmen sparen im Schnitt 2,50 – 4,80 € pro investiertem Euro in qualitätsgesicherte BEM-Strukturen.
Nach dem BAG gilt: Ein BEM ist nur dann wirksam, wenn es ernsthaft und ergebnisoffen geführt wird.
Ein rein formales Vorgehen genügt nicht.
Fehlt Handlungskompetenz, kann der Arbeitgeber im Streitfall nachweisen müssen, dass er keine zumutbaren Alternativen geprüft hat – mit Konsequenzen für Kündigungsschutz und Prozessrisiko.
Praxisbezug: Die BEM Online-Tagesseminare vermitteln, wie jurische Vorgaben (BAG 10.12.2009 – 2 AZR 400/08) praxisnah umgesetzt werden – rechtssicher und dokumentationsfest.
Externe BEM-Berater sind sinnvoll, wenn:
- interne Ressourcen fehlen,
- Fälle psychisch oder sozial komplex sind,
- datenschutzrechtliche oder organisatorische Unsicherheiten bestehen.
Ein externes BEM-Consulting bringt rechtliche Sicherheit, entlastet Personalabteilungen und stärkt gleichzeitig internes Lernen.
Mindestens einmal jährlich sollte der BEM-Prozess evaluiert werden – quantitativ (Zahlen, Rückkehrquoten) und qualitativ (Feedback der Beteiligten).
Fortbildungsimpulse, Supervision und kollegiale Beratung sichern die Nachhaltigkeit.
So bleibt der BEM-Prozess lebendig und zukunftsfähig.
Die Investitionskosten für Schulungen, Seminare oder externe Beratung sind gering im Vergleich zu den Einsparpotenzialen:
- ein Krankheitstag kostet im Durchschnitt rund 144 €,
- schon geringe Fehlzeitenreduktionen amortisieren Schulungs- und Beratungskosten in kurzer Zeit.
Praxisbezug: Die BEM Online-Tagesseminare ermöglichen kosteneffiziente, praxisorientierte Qualifizierung – ohne Reiseaufwand, mit sofortigem Nutzen für den Prozess.
Interne Verfahren profitieren von Nähe zur Organisation, externe von Neutralität und Erfahrung.
Externes BEM kann insbesondere in sensiblen Fällen die Handlungskompetenz ergänzen – durch spezialisierte Beratung, strukturierte Dokumentation und den Blick von außen.
Optimal ist eine Kombination aus interner Verankerung und externer Prozessbegleitung.
Ein professionell geführtes BEM-Verfahren sendet ein starkes Signal an die Belegschaft: Der Arbeitgeber handelt verantwortungsvoll, wertschätzend und kompetent. Das stärkt Vertrauen, reduziert Fluktuation und positioniert das Unternehmen als modernen, sozial verlässlichen Arbeitgeber – ein zentraler Faktor in Zeiten des Fachkräftemangels. Optimal ist eine Kombination aus interner Verankerung und externer Prozessbegleitung.

